Werkschau

Der Igel im Spiegel

Einmal fand ein junger Igel im Wald einen Spiegel. Der junge Igel guckte in den Spiegel - und was sah er?
Einen Igel.
„Grüß dich, Igel,“ sagte der junge Igel zu dem Igel im Spiegel. Und nickte höflich.
Der Igel im Spiegel nickte auch höflich.
Der junge Igel beschnüffelte den Igel im Spiegel. Und der Igel im Spiegel beschnüffelte den jungen Igel.
„Sag mal,“ fragte der junge Igel den Igel im Spiegel, „kannst du nicht raus aus deinem Haus?“ Und er guckte ihn fragend an.
Der Igel im Spiegel guckte den jungen Igel vor dem Spiegel auch sehr fragend an.
Jetzt winkte der junge Igel mit der Pfote:  „Komm’ raus, komm‘ raus!“
Der Igel in dem Spiegel winkte gleichzeitig mit der Pfote: „Komm’ herein,  komm‘ herein!“
Der junge Igel versuchte jetzt in den Spiegel herein zu gehen. Er schaffte es aber nicht.
Der Igel in dem Spiegel versuchte gleichzeitig raus zu gehen. Er schaffte es aber auch nicht.
„Warte, mein Freund,“ sagte der junge Igel zu dem Igel im Spiegel. „Du wirst nicht ewig da drinnen eingesperrt bleiben. Ich werde dich befreien! Ich schwöre es!“ Und er hob feierlich seine Pfote hoch.
Der Igel im Spiegel hob auch feierlich seine Pfote hoch. Der Igel vor dem Spiegel ging sofort weg, um einen Stein zu suchen.
Als er sich umdrehte,  sah er, dass der Igel im Spiegel auch weg ging, um einen Stein zu suchen. Beide kamen zurück: jeder mit einem Stein in der Pfote.
Jetzt warf jeder seinen Stein mit aller Kraft auf den Spiegel. Da zerbrach der Spiegel in vier Stücke. Und plötzlich waren vier Igel da. Ganze vier Igel.
Das wunderte den Igel vor dem Spiegel sehr. Er bekam es mit der Angst zu tun und lief weg.
„Hier spuckt es! Das sind sicher Igelgeister!“
Er drehte sich ängstlich um und sah, wie die vier Igel in den zerbrochenen vier Spiegel- Stücken auch wegliefen. Nach einiger Zeit hatte er sich beruhigt und wollte wissen, was dort los war.
Er kam vorsichtig zurück. Und was sah er? Alle vier Igel kamen auch vorsichtig zurück. Sie waren alle plötzlich wieder da.
Das hat den jungen Igel sehr gefreut. Von diesem Tag an begann er die vier Igel regelmäßig zu besuchen.
Jeden Tag.
Er sprach mit ihnen. Er hupfte. Sie hupften alle mit. Was ihn sehr freute: immer wenn er kam, waren alle vier Igel da. Kein einziger war weg. Kein einziger fehlte.
Er dachte, „das sind gute Freunde von mir. Sie warten, dass ich komme.“
Er wurde immer größer und größer und eines Tages sagte er:„Auf Wiedersehen, Freunde. Ich bin ein großer und erwachsener Igel und auch ein sehr kluger Igel geworden. Ich weiß, es ist Zeit zum heiraten. Ich gehe jetzt weg, um mir eine Braut zu suchen.“
Er winkte traurig zum Abschied.
Und alle Igel in den vier Stücken des Spiegels winkten sehr traurig zurück.
Er hat eine Braut gefunden, hat sie geheiratet und wollte sie seinen vier Freunden vorstellen. Er kam und  blieb vor Staunen wie angenagelt stehen.
Weil – stellt es euch einmal vor – alle vier Igel in den vier Stücken des Spiegels haben auch geheiratet. Alle vier hatten ebenfalls wunderschöne Bräute!!!
War das nicht toll?